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Robotik & Handhabungstechnik
54
AUTOMATION 4
/
Juni 2011
Die neue Anlage, die zurzeit von Hertwich En-
gineering im Kundenauftrag gebaut wird, läuft
vollautomatisch. Anfang August soll sie in Be-
trieb gehen. Auftraggeber Alumetal Nowa Sól
hat Hertwich Engineering einen engen Zeitplan
vorgegeben, was den Druck erhöht: Die Pro-
duktionsmenge ist sozusagen bereits verkauft.
Martin Erlinger, Projektleiter bei Hertwich Engi-
neering: „Wenn wir den Auftrag zum Bau einer
Anlage bekommen, sind in vielen Fällen schon
Liefervereinbarungen der zu produzierenden
Mengen getroffen.“
Mit einem Produktionsvolumen von über
80.000 Tonnen (in 2010) ist die Alumetal-Grup-
pe nach eigenen Angaben führender Produ-
zent von Aluminium-Legierungen in Polen und
einer der größten in Europa. Im vergangenen
Jahr erzielte das Unternehmen einen Umsatz
von EUR 163 Mio. 91 Prozent davon sind Um-
sätze mit der Automobilindustrie; gut ein Drittel
wird exportiert. Qualitätsware und eine lücken-
lose Dokumentation der Produktion stehen da-
her im Leistungskatalog für eine Produktions-
anlage ganz oben. Hertwich Engineering (HE),
ein Unternehmen der SMS Gruppe, hat sich
im Laufe der Jahre auf Anlagen für Aluminium-
Gießereien spezialisiert. Dazu gehören Schrott-
schmelzöfen, Gießmaschinen, Homogenisie-
rungsanlagen sowie Säge- und Packanlagen.
HE ist in der Lage komplette Aluminiumgie-
ßereien aufzubauen und in Betrieb zu setzen.
Bei Horizontalstranggieß- sowie Durchlaufho-
mogenisierungsanlagen ist Hertwich Enginee-
ring nach eigenen Angaben Weltmarktführer.
Standardmodule dienen eigentlich nur als Aus-
gangsbasis für kundenspezifische Anlagen. Er-
linger: „Wir schauen schon, dass wir mit dem
Kunden die Lösung finden, die ihm am besten
gerecht wird. Die Standardanlagen werden für
den Kunden maßgeschneidert.“Für die aktu-
elle Anlage, die an Alumetal geht, hatten die
Planer gerade einmal ein Jahr Zeit vom Engi-
neering bis zur Auslieferung. Eine Vorabnahme
durch den Kunden im Montagewerk in Weng
nahe dem Stammsitz Braunau wurde bereits
erfolgreich absolviert. Dass derart komplexe
Schmelzanlagen zur Produktion von Alumini-
ummasseln in relativ kurzer Zeit erstellt werden
können, ist auf die starke Modularisierung und
Standardisierung zurückzuführen. Erlinger: „Die
Anpassung auf unterschiedlich große Masseln
ist dann vergleichsweise einfach.“ Was die Inte-
gration eines Roboters erleichtert: Der Roboter
erfüllt im Gegensatz zu einem individuell kon-
struierten Linearachshandling sozusagen von
Haus aus die Maschinenrichtlinie – und liefert
die Flexibilität gleich mit.
Handarbeit ist unmöglich
Die Alumetal-Anlage ist für eine Kapazität von
zehn Tonnen pro Stunde ausgelegt. Bei Mas-
sel-Gewichten zwischen 6 und 8 kg bedeutet
das eine Taktzeit von 2,7 s. An eine manuelle
Abnahme vom Förderband am Ende der An-
lage ist gar nicht zu denken. Die Handlinglö-
sung hat Hertwich Engineering gemeinsam mit
HMS Mechatronik, Aurach am Hongar/Öster-
reich, ein Systemhaus von Fanuc Robotics,
realisiert. Hat man bislang üblicherweise mit
dreiachsigen Handlingeinrichtungen gearbei-
tet, gelten Roboter heute als die flexiblere und
aufgrund ihrer freien Programmierbarkeit als
die kostengünstigere Lösung – wenn der An-
wendungsfall passt, wie HMS-Projektmanager
Ebner sagt. Die Einbindung des Roboters in
die Anlage sei aufgrund klarer Schnittstellen
kein Problem gewesen. Im Endeffekt arbeitet
der Roboter als Slave und die übergeordnete
Anlagensteuerung als Master. Über eine defi-
nierte Schnittstelle ruft die Anlagen-SPS die
einzelnen Routinen oder Unterprogramme auf.
Der Roboter meldet entsprechende Sig-
Griffgerecht
produzieren
Palettieren von Masseln in einer Aluminium–Gießerei:
Vollgas ist nicht immer die richtige Strategie. Dabei sind die
Leistungsdaten einer neuen Aluminium-Gießanlage für Alumetal
durchaus ambitioniert. Zehn Tonnen soll die Anlage pro Stunde
liefern. Der Fanuc-Roboter, der die Masseln palettiert, läuft dennoch
„nur“ mit 70 Prozent Maximalgeschwindigkeit.
Autor: Bernhard Foitzik / Freier Fachredakteur
Ú
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Mit dem Einsatz des Roboters sparen wir
uns viel aufwändige Mechanik.
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Martin Erlinger, Projektleiter bei Hertwich Engineering