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Serie FUNKTIONSINTEGRATION Teil 1: IPC versus Steuerung
Ing. Peter Kemptner / x-technik
im Gespräch mit DI Raimund Ruf,
Business Manager für HMI-Systeme
bei B&R
Der Begriff SPS hat sich eigentlich
überholt, vor allem aber aufgeteilt in
Soft- und Hardware. Die kann in Form
dedizierter Systeme vorliegen oder
eben in Form von Industrie-PCs, immer
häufiger aber auch in Kombination mit
Bildschirmen als Panel-PC. Diese werden
immer leistungsfähiger und können das
Gerät im Schaltschrank oft ersetzen. Ist
das der Trend?
Lassen Sie mich etwas weiter ausholen und
zunächst die bisherige Entwicklung ein wenig
beleuchten: Vor 20 Jahren gab es die klar seg-
mentierten Bereiche Steuerung, Visualisierung
und Industrie-PC. Diese, damals weitgehend
noch ohne Echtzeitfähigkeit, waren nach allge-
meiner Ansicht für Steuerungsaufgaben wenig
geeignet. Es war jedoch am Markt eine erste
Tendenz erkennbar, dass PC-basierte Systeme
mit Fortschritt der Prozessortechnologie immer
besser auch als Automatisierungssysteme ein-
gesetzt werden konnten. B&R hat daher früh-
zeitig unter dem Motto „One Tool – many Tar-
gets“ die Software von den unterschiedlichen
Hardwaresystemen abstrahiert, um verschie-
denste Zielsysteme – auch PC-basierte – zu un-
terstützen. Dies war ein entscheidender Vorteil,
um auf allen Systemplattformen, von der SPS
über Bedienpanels bis hin zu Industrie-PCs, un-
ser Echtzeitbetriebssystem implementieren zu
können. Damit haben wir die Industrie-PCs als
gleichwertige Automatisierungsplattform neben
den klassischen SPS-Systemen positioniert.
B&R gehört heute zu den größeren
Herstellern von Industrierechnern
und sieht sich auf Augenhöhe mit den
Weltmarktführern. Was brachte diesen
Erfolg?
Etwa zur selben Zeit wie wir traten zahlreiche
Industrie-PC-Anbieter auf den Markt, viele da-
von aus der reinen PC-Technik kommend. B&R
mit dem Hintergrund als Hersteller klassischer
SPS-Hardware unterschied sich von vielen
durch die konsequente Anwendung der dort als
Tugenden geltenden Entwicklungsprinzipien.
Dadurch waren wir mit Echtzeit-Betriebssyste-
men bereits vertraut und konnten unser SPS
Know-how auf die PC-Systeme übertragen.
Das brachte einen Startvorteil gegenüber PC-
Herstellern, die in die industrielle Welt expan-
dierten.
Andererseits erkannte B&R frühzeitig, dass es
nicht zielführend wäre, die Steuerungswelt in
zwei getrennte Sphären zu unterteilen. Vor al-
lem ist es Softwareentwicklern nicht zumutbar,
in unterschiedlichen Programmiersprachen auf
verschiedenen Entwicklungssystemen die Pro-
gramme zu erstellen. Auch war den Strategen
in Eggelsberg klar, dass die immer wichtiger
werdenden Top-down-Entwicklungspraktiken
eine hardwareunabhängige Softwareerstellung
voraussetzen. Daher machte B&R bereits früh
die Programmierumgebung vom Zielsystem
unabhängig. Diese Entscheidung wurde kon-
AUTOMATION 4
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Juni 2011
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Industrie–PCs als Standbein etabliert
Die Produktpalette von B&R enthält neben einer sehr umfangreichen SPS-Systemfamilie eine breite Auswahl von
Automation-PCs für den Schaltschrank und Panel-PCs mit integrierten Visualisierungsmöglichkeiten. Das ließe
darauf schließen, dass der oberösterreichische Hersteller auf die Ablöse von traditioneller SPS durch PC-basierte
Systeme glaubt, wären da nicht die beeindruckenden Stückzahlen der X20-Systemfamilie. Über die aktuellen
Entwicklungen und den Stand der Technik in der industriellen PC-Technologie sprach Ing. Peter Kemptner für
x-technik mit dem langjährigen Business Manager für HMI-Systeme bei B&R, DI Raimund Ruf.