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AUTOMATION 4
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Juni 2011
44
Industrielle Software
„Die Güte der Roboterprogramme bestimmt
die Qualität der Anlage. Nur mit der exter-
nen Programmierung und Simulation konn-
ten wir der Komplexität Herr werden, ohne
Programme an der realen Anlage überprüfen
zu können“, beschreibt Andreas Huber, Roh-
bauplaner und Key User von Tecnomatix bei
Magna Steyr.
Schnellere und flexiblere
Roboterprogrammierung
Nachdem die Engineering-Abteilung das
neue Fahrzeugmodell einschließlich aller
Geometriedaten und Schweißpunkte bereit-
gestellt hatte, definierten die Rohbauplaner
in Tecnomatix die Fügefolge und evaluierten
die potenzielle Wiederverwendung der vor-
handenen Schweißzangen für alle Schweiß-
punkte von Anfang bis Ende der Linie.
Die umfangreiche Funktionalität der Tec-
nomatix-Lösung erleichterte die Aufgabe
erheblich. Genaue, umfassende Erreich-
barkeitsstudien und Kollisionssimulationen
halfen, die Qualität des Ergebnisses zu stei-
gern. Der geringe Bedarf von nur 5 % neuer
Schweißzangen überraschte alle Beteiligten.
„Der hohe Wiederverwendungsgrad der be-
stehenden Anlage für ein anderes, doch sehr
unterschiedliches Fahrzeugmodell ist sehr
beachtlich“, betont Andreas Huber.
Essenztiell für das Gelingen des Projek-
tes war ebenso die anschließende Offline-
Programmierung der Schweißprogramme.
Da auf der Linie rund um die Uhr das alte
Produkt gefertigt wurde, schied eine Live-
Programmierung aus. Die Planer bei Ma-
gna Steyr konnten in Tecnomatix alle an-
wendungsspezifischen Programme selber
schreiben und vorbereiten, die Arbeiten der
externen Dienstleister integrieren und al-
les umfassend simulieren. „Wir haben alles
doppelt untersucht. Die alte Linie musste
arbeitsfähig bleiben und gleichzeitig für die
neuen Gegebenheiten brauchbar sein. Da
kommt es auf jedes Detail an“, erklärt Man-
fred Pichler, Rohbauplaner bei Magna Steyr.
Die Programme ließen sich so weit ausge-
stalten, dass sich die Feinjustierung in Form
von Abweichungskorrektur und Null-Punkt-
Verschiebung sowie die notwendigen Live-
Tests an mehreren Wochenenden umset-
zen ließen. Die kürzeren Eingriffszeiten, die
rasche Implementierung sowie die flexible,
kontinuierliche Verfeinerung der Programme
standen in starkem Kontrast zur konventio-
nellen Planung, bei der das Einspielen der
Programme nur während der Produktions-
unterbrechungen in den Sommer- und Weih-
nachtsferien möglich war.
Ambitionierte Vorgaben
vollständig eingehalten
Die Anstrengung der Rohbauplaner zahlte
sich aus. Die Mischphase, in der sich die
Ablaufkurve des BMW X3 mit der Anlauf-
kurve des MINI Countrymans überschnitt,
verlief ohne Probleme. Magna Steyr konnte
auf der Linie bis zuletzt die Produktion des
BMW X3 mit vollen Kapazitäten fahren. In
geblockter Fertigung wurde auf derselben
Linie zwischen den beiden Fahrzeugtypen
gewechselt.
Nach einem zweiwöchigen Werksurlaub
steigerte Magna Steyr, binnen vier Wochen,
die Produktion des MINI Countryman von
null auf zwei Drittel der Kammlinie. „Eines
möchten wir festhalten: Trotz der zeitweise
parallelen Fertigung haben wir den X3 ohne
Ausfall, bei gleichbleibender Qualität, weiter
produziert“, betont Walter Gantner. Den Ein-
stand bei Magna Steyr hat Tecnomatix mit
Bravour bestanden. Die Vorgaben des Kun-
den ließen sich vollständig umsetzen.
Die neue Fertigung lief schneller an und die
Produktionskosten konnten durch die ein-
gesparte Prototypenlinie und die Wieder-
verwendung der vorhandenen Ressourcen
reduziert werden. Die digitale Planung ga-
rantierte eine höhere Prozessqualität, die
sich in weniger Fehlern und Materialverlust
niederschlug. Ebenso wichtig für Magna
Steyr war der Erkenntnisgewinn, dass die
frühere Arbeitsteilung zwischen Anlagen-
und Prozessplanung nicht mehr zeitgemäß
ist. Zukünftig müssen die beiden Bereiche
zu einer integrierten Planung verschmelzen.
Ziel: Serienplanungswerkzeug
In der Rohbaufertigung des MINI Country-
mans erarbeitete sich Magna Steyr mit Tec-
nomatix die notwendigen Strukturen für eine
digitale Planung und legte das Fundament
für tiefgreifende Standardisierungen. Nach
dem etwa zwei Jahre dauernden Planungs-
projekt für den Rohbau sind bereits die vir-
tuelle Planung von Montage und Lackierung
als Ausbaustufen anvisiert.
2009 startete Magna Steyr, in enger Zusam-
menarbeit mit Siemens PLM Software, ein
Strategieprojekt, Tecnomatix zu einem umfas-
senden Serienplanungswerkzeug auszubau-
en. Ziel ist es, als einer der ersten die digitale
Planung über den Start-of-Production hinaus
zu verwenden. „Wir wollen Tecnomatix als
standardisiertes, durchgängiges Planungs-
tool für den gesamten Produktlebenszyklus
verwenden. Wir arbeiten mit Hochdruck dar-
an“, fasst Walter Gantner zusammen.
Siemens Industry Software GmbH
MC-IMA125
Wolfgang-Pauli-Straße 2, A-4020 Linz
Tel. +43 732-37755-0
www.plm.automation.siemens.com
Kollisionsberechnung mit Tecnomatix.
Anwender
MAGNA STEYR
Fahrzeugtechnik AG & Co KG
Liebenauer Hauptstraße 317, A-8041 Graz
Tel. +43 316-404-0
www.magnasteyr.com